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Stillen

Allgemeines
Stillen ist bei weitem mehr, als dem Neugeborenen und Säugling seine Nahrung zu verabreichen. Unbestritten ist das natürlich eine Tatsache, dennoch ist Stillen viel mehr als das. Der innige Kontakt und die enge Beziehung die sich dabei für Mutter und Kind entwickeln, ist ein wesentlicher Bestandteil des Stillens. Um so unverständlicher erscheint es, dass Mütter Stillen als lästig empfinden, geht es doch hier um eine Bindung für's Leben!
Stillen ist außerdem noch sehr praktisch, bindet es doch die Mutter nicht an ihre 4 Wände, sondern lediglich an ihr Kind, das sowieso am liebsten mit ihr zusammen ist! Die Nahrung hat immer die richtige Temperatur, man hat sie überall dabei und man muss keinerlei Flaschen und Sauger säubern und auskochen usw. Und mit den heute erhältlichen Still-BH's, -T-Shirts und -Einlagen ist es auch unterwegs überhaupt kein Problem mehr!*)
Und nicht zuletzt muss man wissen, dass die Muttermilch immer die richtige Zusammensetzung hat und keimfrei ist. Ganz besonders praktisch ist, dass in der Muttermilch auch noch Antikörper gegen alle möglichen Krankheiten vorhanden sind, die das Kind schützen, wie bspw. Antikörper gegen Masern, wenn die Mutter als Kind selbst die Masern hatte. (Gegen Masern Geimpfte haben diese Antikörper bspw. nicht, was die eigentlich harmlose Krankheit in ein Alter verlegt, wo Komplikationen vermehrt auftreten. Zudem ist die Masernimpfung selbst nicht ungefährlich und der Schutz hält nicht all zu lange an, wenn es denn überhaupt einen Schutz gibt - Statistiken sprechen da eine sehr zweideutige Sprache!)
Stillhindernisse
Leider hört man immer wieder, dass Mütter wehmütig davon berichten, dass sie nicht stillen konnten, zu wenig Milch oder Brustdrüsenentzündungen hatten und vieles mehr. Manche glauben, sie würden sich die Figur ruinieren und wieder andere wollen einfach nicht stillen - fertig! Wie dem auch sei, die Natur hat jedem Säugetier die passende Nahrung für seinen Nachwuchs mitgegeben. Alles andere kann immer nur ein Ersatz sein, der den wahren Bedürfnissen nur im besten Fall nahekommen kann, einen echten Ersatz kann es nicht und wird es auch nie geben! Allein die Regulation der Konzentration, wenn es bspw. draußen sehr warm ist. Das Kind trinkt dann eben einfach öfter die "dünnere" Anfangsmilch und erst wenn es wieder kühler wird (nachts z. B.) die kalorienhaltigere Milch, indem es einfach länger trinkt. Allerdings setzt das alles voraus, dass man nicht
  • mit der Uhr die Mahlzeiten bestimmt, sondern dem Kind und seinem Gefühl die Regulation der Stillzeiten überlässt,
  • man nicht mit einer Milchpumpe dazwischen herummanipuliert und man
  • keine zusätzlichen Getränke oder Nahrungsmittel verabreicht.
Kann man das nicht gewährleisten, muss man viel mehr aufpassen und steuern, damit man das Kind nicht in Schwierigkeiten bringt, bspw. durch zu wenig Flüssigkeit in zu großer Hitze. Doch genau das kann man sich ersparen, wenn man seinem Instinkt folgt und "die Natur schon machen lässt", gepaart mit der notwendigen Beobachtungsgabe, ob das Kind gedeiht und "gut drauf ist".
Normalerweise kann jede Frau stillen. Es gibt nur einen ganz geringen Prozentsatz, wo Stillhindernisse tatsächlich unüberwindlich sind. Hohlwarzen sind bspw. kein echtes Hindernis, es sei denn, sie wurden operativ-kosmetisch "verschönert".
Muttermilch ist das einzig wahre Nahrungsmittel für ein Neugeborenes und den Säugling. Ob ein Kind gestillt wurde oder nicht, kann für ein Leben lang über Gesundheit oder Krankheit entscheiden.
Auf der folgenden Seite gibt es Hinweise dazu, wie man den
Milchfluss anregen und verbessern kann.
Stillpositionen
Jede Mama findet mit ihrem Kind zusammen die beste Stillposition heraus. Am Anfang sollte man sich das Anlegen vielleicht mal zeigen lassen, aber in der Regel weiß jede Mutter instinktiv, wie sie ihr Kind an die Brust bekommt und jedes Kind findet instinktiv die Warze und saugt auch bald nicht nur an dieser, sondern zieht den Warzenhof mit in den Mund. Das entlastet die Warze, verhindert schwerere Läsionen und fördert den Milchfluss. Meiner Erfahrung nach finden sich die besten Stillpositionen zu Hause und in Ruhe. Im Krankenhaus wird meist viel zu hektisch das Kind in der üblichen Lage angelegt und mal 2 oder 3 Positionen werden ausprobiert. Den Müttern werden typische Handgriffe beigebracht, bspw. wie man dem Kind viel vom Warzenhof mit in den Mund stopft und wie man die Brust wieder aus seinem noch saugendem Mund bekommt. Das alles war für uns viel zu erfunden, als dass es hätte richtig sein können. Das Kind lässt die Warze wieder los, wenn es einschläft und satt ist. Genauso merkt es sehr schnell, dass es nur wenig Milch aus der Brust herausbekommt, wenn es nur an der Warze saugt. Natürlich kann und muss man sein Kind unterstützen, aber man muss es nicht halb so rigide tun, wie einem das so oft vom "versierten" Personal beigebracht wird.
Saugverwirrung und Schnuller
Der Begriff "Saugverwirrung" ist tatsächlich "verwirrend"! Eigentlich geht es darum, einen Zustand zu beschreiben, bei dem ein Kind nicht gelernt hat, wie es an der Brust trinken sollte. Dieser Zustand kann dadurch entstehen, dass ein Neugeborenes als erstes eine Flasche bekommt und deshalb nicht weiß, wie es aus der Brust Milch bekommt, die Saugmechanismen sind sehr unterschiedlich. Allerdings muss man sagen, dass es diesen Zustand wirklich äußerst selten gibt. Neugeborene, die schon an der Brust getrunken haben, sind eigentlich kaum zu "verwirren". Säuglinge, die immer wieder einmal eine Flaschenmahlzeit zwischen Brustmahlzeiten erhalten, zeigen sich meist vollkommen unbeeindruckt und können sowohl aus der Flasche, als auch aus der Brust entsprechend trinken.
Für das Trinkverhalten viel entscheidender ist der Beruhigungssauger. Kinder, die einen Schnuller erhalten, trinken meist weniger häufig und auch insgesamt weniger.
Außerdem erhöhen Schnuller die Gefahr von Mittelohrentzündungen ganz enorm, bis zu 500%! Es gibt Studien, die Intelligenzdefizite bei Schnullerkindern aufdeckten. Allerdings scheint die Frage nicht wirklich beantwortet zu sein, ob tatsächlich der Schnuller das Problem ist oder ein verändertes Trinkverhalten mit dementsprechenden Nährstoffdefiziten. Auch das Schlafverhalten des Säuglings wird unter dem Schnuller verändert und es gibt bereits Untersuchungen dahingehend, ob der Plötzliche Kindstod auch mit dem Schnuller und dem veränderten Schlafverhalten in Zusammenhang gebracht werden muss. Wird ein Schnuller nur sporadisch eingesetzt, scheint er kaum problematisch zu sein. Der "Notfall-Nucki" scheint also noch vertretbar zu sein.
Gibt es nun wirklich größere Probleme beim Stillen, so sind ausgebildete Stillberaterinnen auch in Eurer Nähe zu finden. Ich möchte aber unbedingt an dieser Stelle auch noch mal betonen, dass der gesunde Menschenverstand und eine ordentliche Portion Vertrauen in die Natur die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Stillen sind.
Stillen ist ein natürlicher Vorgang, der uns hat Jahrmillionen überleben lassen. Nur wir heute machen eine Wissenschaft daraus und füllen Tausende von Büchern (und Internet-Seiten ;)) damit!
 
*) Anmerkung:
Selten sieht man in unseren Breitengraden Mütter ihre Kinder in der Öffentlichkeit stillen. Aus diesem Grund ist es leider auch immer wieder etwas, wo viele Menschen mehr oder weniger neugierig, verschämt oder manchmal sogar empört hinsehen müssen. Würden die Mütter sich selbst stellenweise nicht so "zieren", wäre es immer noch auch bei uns die normalste Sache der Welt.
Also Mütter: Nur Mut! 
 

Erstellt am: Freitag, 04. August 2006 / letzte Bearbeitung: Sonntag, 21. Januar 2007 / übernommen: heute